Ergotherapie allgemein
Ergotherapie ist ein griechischer Begriff aus den Begriffen “ergon” (Tat, Handlung) und “therapie” (Heilbehandlung). Schon Asklepiades, Galenus oder auch Ibn Sina wussten: “Arbeit ist der beste Arzt, den uns die Natur gegeben hat.”
Es gibt verschiedene Definitionen der Ergotherapie, doch zielen alle darauf hin, dass der Therapeut mit Hilfe von Aktivitäten sowie unterschiedlichen Therapiematerialien die Behandlung des Menschen vornimmt, einmal um das größtmögliche Maß an funktionellen Fähigkeiten zu entwickeln, um daraus eine gewisse Unabhängigkeit zu entwickeln, aber auch eine Behinderung im weitestgehenden Sinne zu vermeiden.
Das Ziel eines jeden Ergotherapeuten ist, das Erreichen einer Handlungskompetenz. Er befasst sich deshalb mit dem Menschen indem er sich mit dessen persönlichem Umfeld durch Interaktion, Aktivitäten und Betätigungen beschäftigt. Ziel ist es deshalb auch, dass der Mensch die Kraft und Fähigkeit erhält sein eigenes tägliches Leben kompetent und vertrauensvoll zu meistern und sich dadurch wieder wohlfühlt. Deshalb ist es auch immer wichtig, dass der Patient dem Ergotherapeuten vertraut und aktiv an der Therapie teilnimmt.
Auch deswegen arbeitet der Ergotherapeut nach verschiedenen Paradigmen:
1. Die Krankheit/Behinderung kann durch Aktivitäten positiv beeinflusst werden
2. Handeln und Kontrolle über sich zu haben, ist für den Menschen essentiell
3. Prinzip der Ganzheitlichkeit: Körper und Seele
Zur Behandlung stehen dem Ergotherapeuten verschiedene Verfahren (siehe Behandlungsmaßnahmen) zur Verfügung. Im Großen und Ganzen beschäftigt sich also die Ergotherapie mit dem kranken Menschen, damit dieser mittels Unterstützung der unterschiedlichen Therapiemethoden wieder soweit wie möglich sein eigenes Leben meistern kann.
Einsatzgebiete der Ergotherapie
Ergotherapeuten haben ein weites Spektrum, was ihren Einsatz angeht:
Neurologie: z.B. Schlaganfall, Schädel-Hirnverletzungen, Parkinson, Multiple Sklerose
Pädiatrie: z.B. Verhaltensstörungen, Entwicklungsstörungen, Beeinträchtigung von Denkprozessen, Wahrnehmungsstörungen, Störungen der Konzentration
Orthopädie, Traumatologie und Rheumatologie: z.B. Störungen der Extremitäten und der Wirbelsäule, Amputationen, Querschnittslähmungen
Geriatrie: z.B. Demenz, Störungen im Bewegungsablauf, Sturzprophylaxe
Psychiatrie: z.B. Störungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung, Störungen in der sozialen Interaktion
Übersicht der Behandlungsmaßnahmen
Psychisch-funktionelle Behandlungen
Behandelt Störungen im Bereich Realitätsbewusstsein, Denken und Denkfunktionen, Anpassungs und Verhaltensmuster, Antrieb und Willen, Selbsteinschätzung, sowie zwischenmenschliche Interaktion z.B. Schizophrenie, wahnhafte Störungen, Depressionen, Alterspsychose
Neuropsychologisch orientierte Behandlungen / Hirnleistungstraining
Dient der Behandlung von kognitiven Störungen, wie z.B. Konzentration, Aufmerksamkeit, Ausdauer, Merkfähigkeit, Reaktion
Sensomotorisch-perzeptive Behandlungen
Dient der gezielten Behandlung krankheitsbedingter Störungen im Bereich der Körperwahrnehmung und Koordination.
-> Sensomotorisch = die Körpersinne betreffend
-> Perzeptiv = die Wahrnehmung betreffend
(z.B. bei Hirntumor, Hirnverletzung, Hirnblutung, Hirnorganisches Psychosyndrom, Apoplex, Demenz, Autismus, angeborene Behinderung, Mutiple Sklerose)
Motorisch-funktionelle Behandlungen
Krankheitsbedingte Störungen des Bewgungsapparates sowie von Gelenken sollen durch gezielte Therapie zu normalen Bewegungs- und Haltungsmustern führen.
Hilfsmittelberatung, ggf. Hilfsmittelherstellung
Beratung im Bereich Gehhilfen, Rollatoren, Rollstühlen, Kompressionsstrümpfe, sowie Prothesentraining (Herstellung von Griffverdickungen für Bestecke)
Beratung und Training zum Gelenkschutz
Hierzu zählt z.B. Sturzprophylaxe, Umgang mit Gehhilfen, usw.
Wohnraum- und Arbeitsplatzgestaltung
Zur Verhinderung von Unfällen Zuhause und auf Arbeit, zum Anpassen des Arbeitsplatzes z.B. bei Wirbelsäulenproblemen, orthopädischen Erkrankungen oder auch nach Amputationen
Elternberatung
Hilfe bei Lernproblemen, Umgang mit den Krankheitsbildern ADS und ADHS, usw.
Beratung von Angehörigen und Betreuern
Umfasst Tipps im Umgang mit Angehörigen, sowie Hinweise zu Selbsthilfevereinigungen